Lernen unterwegs – Was wir von unserer Tochter mitnehmen dürfen

Eine Lehrerin auf kleinen Füßen

Wie der Titel schon vermuten lässt, gab es eine Zeit, in der ich meine junge Tochter als meine größte Lehrerin angesehen habe. Jetzt, mit bald 13 Jahren, ist sie immer noch meine größte Lehrerin – und auch meine größte Herausforderung.

Wer hier schreibt

Mein Name ist Bob. Ich bin 45 Jahre alt. Seit über zehn Jahren sind wir als Familie unterwegs – wobei das gar nicht wirklich stimmt. Eigentlich ziehen wir einfach nur ziemlich oft um, würde ich mal sagen. Meine weiblichen Reisebegleitungen sind 13 Jahre alt und knapp über 40. (Wie macht man hier diesen Zwinkersmiley?)

Unsere Geschichte

Wir lebten in Berlin, ganz am Rand – andere Seite aus der S-Bahn ausgestiegen, standest du direkt im Wald. Eine kleine Gemeinschaft – fünf Parteien in einem Einfamilienhaus. Unsere Tochter kam zur Welt – wir dachten: „Wir sind angekommen.“

Jeden Morgen schleppten unglückliche Eltern ihre unglücklichen Kinder an unserem Schlafzimmerfenster vorbei – auf dem Weg zu Schule und Kindergarten. Stress – immer purer Stress.

Ella ging in den Waldkindergarten, 300 Meter entfernt. Ich arbeitete als Koch und Caterer, Diana war als Freelancerin in der Medizin unterwegs. Wir kamen gut klar, passten unsere Arbeitszeiten den Öffnungszeiten des Kindergartens an. Aber irgendwann stellten wir uns Fragen:

  • War’s das?
  • Kommt da noch was?
  • Wie gut ist der Kontakt zu unserer Tochter – wie wird er in fünf oder zehn Jahren sein?

Side Story: Ich ließ mich tätowieren, da war Ella vielleicht sechs Monate alt. Wie mit jedem Künstler, der sich auf mir verewigt, gingen wir vorher mindestens ein Bier trinken. Julia erzählte mir, dass sie in der kommenden Woche mit ihrem Vater nach Island fliegt. „Mit deinem Vater? Warum das denn?“, fragte ich. Sie schaute mich völlig verständnislos an: „Warum denn nicht?“ – Boah. Das hat viel in mir ausgelöst. Wenn mein Kind mit Mitte 30 noch gern Zeit mit mir verbringt – dann habe ich wohl einiges richtig gemacht. Vermutlich.

Warum wir losgefahren sind

Ich wollte in einem Land leben oder sein, in dem ich die Sprache nicht spreche – die Menschen aber verstehe. Ich wollte das Leben fühlen. Ich wollte das hier alles nicht. Das war nicht mein Leben, nicht meine Welt.

Wir sprachen viel. Wir waren vor Berlin schon mal unterwegs, als Paar, ohne Kind. Das war leicht. Das war Leben.

„Warum machen wir das nicht noch mal – so mit Kind halt jetzt?“

Unsere Augen leuchteten. Wir fühlten etwas – endlich mal wieder. Unseren Familien erzählten wir, was wir fühlten. Erst mal sechs Monate. Nur mal probieren. Nur bis Ella in die Schule muss. Nur bis…

Alltag unterwegs

Wir reisten endlich. Alles war verkauft oder eingelagert, alles an Ballast war weg. Noch kein Online-Business in Sicht – war eh nicht der Plan. Ich konnte ja kochen. Oder besser: Ich konnte eigentlich alles. Wir glaubten zu wissen, wie es läuft.

Wir reisten, standen oft wild und waren glücklich in unserem QEK Aero (Wiki-Link). Rumänien, Bulgarien, Türkei – auf der Suche nach Gemeinschaften. Unsere Tage waren immer anders, immer frei, wetterabhängig. Wir schauten uns Gemeinschaften an, arbeiteten, wohnten zur Probe – und fanden nicht das, was wir suchten.

Aber wir lebten. Wir kochten. Wir spazierten und wir bekamen die Birne frei.

Herausforderungen

Wir waren losgezogen, weil wir Gleichgesinnte finden wollten. Weil wir Menschen gesucht hatten, mit ähnlichen Werten. Weil wir gespürt haben: Dieses 9–5 ist nichts für uns.

Wir gaben zahllose Workshops. Führten endlose Gespräche. Arbeiteten immer wieder an uns. Und immer wieder beantworteten wir die Fragen unserer Familien:

„Ohne Abschluss wird aus ihr nichts…“ –
„Wollt ihr, dass sie dumm bleibt?“ –
„Was ist, wenn sie studieren will?“

Wir stellten uns unseren eigenen Ängsten – und vor allem denen der Großeltern. Immer wieder.

Wenn die Dinge klarer werden

Dann kam die Online-Arbeit. Erst langsam, dann besser. Viele Coachings, viele Stolpersteine – aber irgendwann war klar: Das ist unser Weg. Auch finanziell.

Ella hatte viele Möglichkeiten, u.a. auch in Offline-Schulen reinzuschnuppern. Ich weiß noch genau, wie schlimm es war, diesen kleinen Körper morgens um 6:30 Uhr zu wecken. Nur damit sie pünktlich in der Schule sitzt.

Nach einem Monat Steiner Schule sagte sie:

„Es reicht mir jetzt … Ich habe genug Schule gehabt.“

Was soll man da sagen? Wir dürfen sie weiter mitnehmen. Jetzt in einem großen Wohnmobil – das Klassenzimmer immer dabei.

Leicht ist das nicht. Aber die alte Version unseres Lebens? Die kann und will ich mir nicht mehr vorstellen.

Andere Orte. Andere Menschen. Ella wünscht sich ihre Freunde. Wir uns manchmal Ruhe. Das kollidiert oft. Aber wir werden besser.

Meine Vision

Ich stelle mir eine Welt vor, in der diese kleinen Menschen ohne Angst leben. In der sie ihre verrücktesten Ideen ausprobieren. In der sie sich keiner Norm unterwerfen müssen, die einfach keinen Sinn macht.

Ich liebe es, wenn jemand kreativ ist. Und wenn man damit Geld verdient – super. Wenn nicht – vielleicht noch besser.

Ich mag gesunde Körper und Menschen in Bewegung. Ich mag es, zu inspirieren und Mut zu machen.

Die Welt, das Leben – das ist alles so kurz. Träume wollen gelebt, Ziele erreicht werden. Das Herz soll mitentscheiden.

Wir müssen auf uns aufpassen, eine Gemeinschaft finden oder selbst eine aufbauen. Wenn wir den kleinen Menschen die Möglichkeiten bieten, die wir selbst nicht so hatten – dann sind wir auf der richtigen Seite. Oder?

Hab(t) Mut. Es gibt da draußen mehr von uns – so viele mehr.

Leben darf gelebt werden.

Bob


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